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Auch wenn wir etwa ein Drittel unseres Lebens buchstäblich verschlafen, können wir gar nicht genau erklären, warum wir überhaupt schlafen. Trotz intensiver Forschungen ist der Schlaf ein bis heute nicht genau zu erklärendes Phänomen.
Wenn wir einschlafen, geraten wir in einen veränderten Bewusstseinszustand. Wir sehen, hören und fühlen dabei nicht mehr bewusst, was um uns herum geschieht. Der Schlaf ist nicht nur ein Zustand verminderter Aktivität, sondern offensichtlich ein ganz anderer Funktionszustand des Gehirns, wie sich bei der Messung der Hirnströme durch ein Elektroenzephalogramm (EEG) zeigt.
Die Welt des Schlafens und die Welt des Wachens sind so verschieden, dass man sagen könnte, jeder von uns lebt in zwei Welten.
Verblüffenderweise ist der Schlaf alles andere als ein gleichförmiger Dämmerzustand. Beim Übergang vom „ruhigen Schlaf“ (non-REM-Schlaf) in den Traumschlaf (REM-Schlaf) beobachtet man, dass der Herzschlag und die Atembewegungen schneller werden. Das Gehirn wird plötzlich aktiver: wir träumen. REM steht für „rapid eye movement“, also eine schnelle Bewegung der Augen unter den Lidern, die man bei Schlafenden beobachten kann.
Der Schlaf eines Babys ist offensichtlich ein anderer als der eines Erwachsenen. Nicht nur, dass ein Baby in den ersten Monaten seinen Schlaf praktisch auf den Tag und die Nacht gleichmäßig verteilt, es verbringt auch einen großen Teil seines Schlafes - ein Frühchen sogar bis zu 80% - im Traumschlaf.
Warum beim Erwachsenen der Traumschlaf nur einen Anteil von etwa einem Viertel des Schlafes hat, ist bis heute nicht erklärbar.
Bei vielen Babys kann man beobachten, dass nicht nur das Wiegen, sondern auch viele andere Formen einer rhythmischen Stimulation, wie Fahrten in einem Zug oder dem Auto „schlaffördernd“ wirken. Experimente haben gezeigt, dass Babys rhythmische Geräusche einer vollständigen Ruhe vorziehen.
Die Wissenschaft versucht zu ergründen, ob der aus der Schwangerschaft dem Baby bekannte rhythmische Herzschlag der Mutter oder auch die Atemgeräusche der Eltern mit dieser Vorliebe mancher Babys im Zusammenhang stehen.
Manche Babys scheinen sich durch rhythmische Bein- oder Kopfbewegungen selber in den Schlaf zu „wiegen“. Einige Wissenschaftler vertreten die Meinung, dass ein Säugling im Traumschlaf sein Gehirn trainiert. So konnte man feststellen, dass Babys im Traumschlaf dieselben Nervenbahnen aktivieren, wie sie beim Hören oder Sehen benötigt werden. Ob Babys tatsächlich unseren Traum verwirklichen, im Schlaf zu lernen, werden wir aber so einfach nicht beweisen können.
Was Sie über die Atemregulation des Babys wissen sollten Nach dem Einschlafen werden viele unserer Körpervorgänge auf Sparflamme gestellt. Die Körpertemperatur sinkt ab, die Atmung und der Puls werden langsamer, der Blutdruck fällt.
Seit langem ist bekannt, dass sich während des Schlafens Funktionen wie die Atmung, der Herzschlag oder die Regulierung der Körpertemperatur anders verhalten als im wachen Zustand.
Betrachten wir zum Beispiel die Atmung: Die Steuerung der Atmung geht vom Atemzentrum aus, welches zwar selbständig arbeitet, aber im wachen Zustand durch uns selbst beeinflusst werden kann. So können wir den Atem wenige Sekunden lang anhalten, bis der Sauerstoffmangel sich bemerkbar macht und uns zum nächsten Atemzug zwingt. Im Schlaf gibt es keine willkürliche Atemsteuerung, wir können im Schlaf nicht bewusst den Atem anhalten. Besonders bei Säuglingen kommt es zu "unbewussten" Atempausen, die selten länger als 15 Sekunden andauern. Je jünger ein Säugling ist, umso häufiger treten kurze Pausen auf.
Selbst Atempausen, die länger als 15 Sekunden andauern, sind in der Regel harmlos, solange der Organismus über eine Reihe von Schutzmechanismen gegen einen bedrohlichen Sauerstoffmangel verfügt. Wird die Atempause zu lang, kommt es durch den Anstieg des Kohlendioxids im Blut zu einer Stimulation der Chemorezeptoren, die das Atemzentrum im Hirnstamm steuern. Dies führt nicht nur dazu, dass die Atemmuskulatur zu einem "tiefen Atemzug" angeregt wird, sondern es kommt zu einer Aufwachreaktion.
Aus Tierversuchen weiß man, dass diese wichtige Aufwachreaktion (die Mediziner sprechen von der Arousal-Reaktion) durch Infekte oder hohe Körpertemperatur behindert werden kann.
Die Arousal-Schwelle, also die Grenze, bei der ein Baby aufgrund eines Sauerstoffmangels erwacht, wird durch Überwärmung, Rückatmung der Ausatemluft und Passivrauchen des Babys angehoben.
Damit haben wir schon wichtige Kriterien aufgezählt, die wir bei der Gestaltung der Schlafumgebung für ein Baby unbedingt beachten müssen.
Lässt sich ein Kind nur sehr schwer wecken, ist es ungewöhnlich schlaff, zeigt es deutlich verlängerte Atempausen (> 15 Sekunden) während des Schlafens oder wiederholtes Blau- oder extremes Blasswerden ohne Grunderkrankung, schwitzt es während des Schlafes ohne Grund (keine Infektzeichen, keine zu warme Kleidung oder hohe Raumtemperatur), sprechen Sie darüber unbedingt mit Ihrem Kinderarzt. Eventuell ist eine Schlaflaboruntersuchung notwendig.
Wach- / Schlafrhythmus
Den Unterschied zwischen Tag und Nacht lernen Babys erst mit der Zeit. Bei manchen Babys ist schon ab der fünften, bei den meisten Babys ab der siebten Lebenswoche ein Tag-/ Nachtrhythmus vorhanden. Aber erst etwa ab dem sechsten Monat schlafen Babys nachts maximal 11 Stunden durch.
Zusätzlich wird Ihr Kind bis zum zweiten Lebensjahr Vormittags- und Mittagsschläfchen einlegen. Ab etwa dem zweiten Jahr verzichten die meisten Kinder auf den Vormittagsschlaf und gewöhnen sich meist bis zum vierten Geburtstag sogar den Mittagsschlaf ab.
Die durchschnittlichen Gesamtschlafzeiten in 24 Stunden betragen im Alter von:
1 Woche
ca. 16 ½ Std. 9 Monaten ca. 14 Std.
Diese Tabelle gibt natürlich nur Richtwerte wieder.
Man darf nicht vergessen, dass Kinder ebenso unterschiedlich sind wie Erwachsene, manche schlafen überall und andere eben nicht. Manche benötigen 16, andere nur 11 Stunden Schlaf.
Abgesehen von der Grundvoraussetzung für Schlaf, nämlich der Entspannung und Erholung, gibt es auch sehr wohl reifegebundene Faktoren, die das Ein- und Durchschlafverhalten des einzelnen Kindes bestimmen.
In einer Befragung von 500 deutschen Müttern über das Schlafverhalten ihrer Kinder im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen fand man heraus, dass nur die Hälfte aller Einjährigen durchschlafen kann, wobei schon ein einmaliges spontanes Aufwachen in dieser Studie mit in das Durchschlafen einkalkuliert war. Nach dieser Studie schlafen 4 bis 6 Wochen alte Babys nur in 6% aller Fälle durch; ab dem 3. bis 4. Monat sind es schon 36%, 6 bis 7 Monate alte Babys schlafen bis zu 38% durch. Diese Ergebnisse zeigen, wie schwer das Durchschlafen für ein Kind ist.
Eigentlich schläft kein Mensch wirklich durch, sondern es kommt zum mehr oder weniger bewusstem Aufwachen und wieder Einschlafen während der Nacht. An diesen immer wiederkehrenden Wechsel können wir uns in der Regel nicht erinnern, weil wir den Wechsel der unterschiedlichen Schlafphasen unbewusst meistern, ohne bewusst wach zu werden.
Kinder, die durchschlafen, meistern also den Wechsel der unterschiedlichen Schlafphasen ohne Hilfe von Dritten, die anderen wachen auf. Hier können Einschlafrituale, die unabhängig von den Eltern sind, eine große Hilfe sein. Babys darf man in ihrem Ein- und Durchschlafverhalten nicht vergleichen. Lassen Sie Ihrem Kind seine Individualität!
Sie sehen, die Welt des Schlafens ist bislang nur wenig erforscht. Auch wenn in den letzten 50 Jahren enorme Fortschritte in der Schlafforschung erzielt werden konnten, gehört der Schlaf bislang zu den faszinierendsten Geheimnissen der Natur. Unbestritten ist allerdings, wie wichtig der Schlaf für unseren Körper und die Entwicklung eines Babys ist. |
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Dieser Text ist der 11-ten Auflage der Broschüre "Die optimale Schlafumgebung für Ihr Baby" entnommen.
Herausgeber: GEPS - NRW e.V. · Telefax: 0251 / 87 15 57 0 · Postfach 410109 in 48065 Münster
Für Fragen stehen Ihnen die Autoren über das Leser-Forum unter http://www.schlafumgebung.de zur Verfügung.